Kategorie „Universitäre Forschung“ – Das bewirkte der Houskapreis 2016
Stefan Pogatscher von der Montanuniversität Leoben untersuchte auf atomarer Ebene, wie sich die Aushärtung von Aluminium beeinflussen lässt. Dabei zeigte sich: Werden während der Herstellung Spurenelemente in geringsten Mengen beigegeben, lassen sich bessere mechanische Eigenschaften erreichen. Im Interview spricht Stefan Pogatscher über den Fortgang seiner Forschung seit der Auszeichnung mit dem Houskapreis: Im Herbst 2017 erhielt er den Starting Grant des Europäischen Forschungsrates – die prestigeträchtige Auszeichnung ging damit erstmals an die Montanuniversität. Im Frühjahr 2018 wurde ein neues Christian-Doppler-Labor in Leoben eröffnet.
Wie hat sich Ihr Forschungsprojekt seit dem Houskapreis weiterentwickelt?
Der Houskapreis war sicher ein Trigger für meine weitere Forschung. Im März 2018 haben wir in Leoben das neue Christian-Doppler-Labor eröffnet, das sich mit offenen Fragestellungen und logischen Konsequenzen der Studie beschäftigen wird: Wie ist es bei Aluminium möglich, eine gute Verformbarkeit bei der Herstellung mit einer hohen Festigkeit bei der Anwendung zu vereinen? Die Förderung der Christian Doppler Forschungsgesellschaft über sieben Jahre gewährleistet eine hohe Forschungssicherheit. Über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft beschaffen wir momentan ein neues Raster-Transmissionselektronenmikroskop, mit dem die Zusammensetzung eines Materials in drei Dimensionen im Sub-Nanometerbereich untersucht werden kann.
Haben Sie für Ihre Forschung weitere Auszeichnungen erhalten?
Neben dem Georg-Sachs- und dem Adolf-Martens-Preis erhielt ich im Herbst 2017 den Starting Grant des Europäischen Forschungsrates. Er ist mit 1,5 Millionen Euro dotiert und ermöglicht Grundlagenforschung auf höchstem Niveau. Mit einem in Österreich einzigartigen Chip-Kalorimeter, welches übrigens teilweise durch den Houskapreis finanziert wurde, untersuchen wir nun Phasenumwandlungen.
Welche Bedeutung hatte der Houskapreis für die Montanuniversität?
Es ist insgesamt für Universitäten wichtig, in der Öffentlichkeit sichtbar zu sein. Die Forschung ist in der Pflicht zu zeigen, was sie leistet – nur so kann es Akzeptanz in der Gesellschaft geben, denn um im internationalen Vergleich zu bestehen, sind heute hohe Summen erforderlich: Die Kosten für Cutting- Edge-Instrumente liegen oft im Millionen-Bereich und auch die Personalkosten sind hoch.
Zum Abschluss ein Ausblick: Was wären Ihre Wünsche an B&C bzw. an den Houskapreis und andere Fördergeber?
Wesentlich wäre, mehr freies Geld zur Verfügung zu stellen, um kreative Wege gehen zu können. Mit der klassischen Forschungsförderung ist es kaum möglich, in ein neues Feld vorzustoßen. Es muss bereits zu einem Thema gearbeitet worden sein. Der Houskapreis ist hingegen ungebunden und kann frei für eigene strategische Überlegungen eingesetzt werden. Damit ist es möglich, sich einem neuen Thema zu widmen – das ist wirklich beispielgebend.
Stefan Pogatscher studierte Metallurgie an der Montanuniversität Leoben. Nach einem Post-Doc-Aufenthalt an der ETH Zürich ist er seit 2015 Professor an der Montanuniversität. 2016 gewann er mit einem Projekt zur Manipulation der Härtungskinetik von Aluminium den Houskapreis.
02.07.2018