Kategorie „Forschung und Entwicklung in KMU“ – Das bewirkte der Houskapreis 2016
Dem Wiener Biopharma-Unternehmen Marinomed gelang es, aus einem Inhaltsstoff der Rotalge eine Therapie gegen Schnupfen und grippale Infekte zu entwickeln. Der Wirkstoff wurde unter dem Begriff Carragelose patentiert und umschließt die Viren. Dadurch verhindert er ein Eindringen in die Nasenschleimhaut, zugleich bildet er einen schützenden Feuchtigkeitsfilm in der Nase. 2016 erhielt Marinomed für diese Entwicklung den Houskapreis in der neuen Kategorie „Forschung und Entwicklung in KMU“. Im Gespräch erläutert Eva Prieschl-Grassauer die Bedeutung der Auszeichnung und aktuelle Entwicklungen bei Marinomed.
Wie hat sich Ihr Forschungsprojekt seit dem Houskapreis weiterentwickelt?
Wir haben das Preisgeld dazu genutzt, unsere klinische Forschung auszuweiten. Wir führen jetzt gemeinsam mit Professor Claudia Lill eine Studie an der Medizinischen Universität Wien durch. Die Studie ist doppelt anonymisiert und placebokontrolliert und wird aufzeigen, ob Carragelose auch für Patienten mit chronischer Sinusitis, also Nebenhöhlenentzündung, empfohlen werden kann.
Haben Sie für Ihr Projekt weitere Auszeichnungen erhalten?
In unserem Fall war es umgekehrt: Wir haben zuvor bereits den deutschen STEP-Award und den MERCUR Innovationspreis der Wirtschaftskammer gewonnen. Die Auszeichnungen bedeuteten für uns einen wichtigen Imagegewinn. Zum Houskapreis muss man sagen: Es gibt nicht viele Auszeichnungen in dieser Dotoerungshöhe. Der Preis hat unsere Bekanntheit eindeutig erhöht und wurde auch von unseren Partnern gut rezipiert. Es ist damit greifbarer geworden, was wir tun: Wir entwickeln Präparate auf der Basis solider Wissenschaft, die zugleich kommerzialisierbar sind. Das unterstützt auch dabei, aus dem Elfenbeinturm zu kommen.
Welche Bedeutung hatte der Houskapreis für Ihr Unternehmen insgesamt?
Die Auszeichnung bedeutete eine große Anerkennung für das gesamte Team und war eine extrem positive Erfahrung für die Mitarbeiter. Auch der Rahmen der Veranstaltung war sehr gelungen. Wir sind jetzt dabei, uns für einen IPO vorzubereiten und haben mittlerweile 65 Launches mit unseren Produkten. Alleine 2017 hatten wir elf Produkteinführungen. Die Carragelose-Präparate waren dabei unser Geburtshelfer, mit Marinosolv haben wir nun eine zweite Schiene, die deutlich breiter aufgestellt ist. Sehr viele Substanzen sind nur schwer wasserlöslich. Unsere neue Technologie-Plattform ermöglicht nun zum Beispiel, für Steroide stabile wässrige Lösungen herzustellen.
Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht private Forschungsförderung für die Forschungsarbeit?
Unser gemeinsames Projekt mit der Medizinischen Universität wäre ohne den Houskapreis schwierig zu realisieren gewesen. Die Förderung ermöglicht eine lokale Kooperation, die für beide Beteiligten eine Win-win-Situation bedeutete.
Zum Abschluss ein Ausblick: Was wären Ihre Wünsche an B&C bzw. an den Houskapreis und andere Fördergeber?
Die Idee, neben Universitäten auch KMU zu fördern, ist wirklich etwas Besonderes. Das Programm der B&C Privatstiftung ist damit insgesamt richtungsweisend.
Eva Prieschl-Grassauer ist Vorstand und CSO (Chief Security Officer) von Marinomed. Das Unternehmen ist ein Spinoff der Veterinärmedizinischen Universität Wien und gewann 2016 mit einer Therapie gegen grippale Infekte als erstes KMU den Houskapreis.
02.07.2018