Houskapreis 2008 – 10 Jahre Forschung und Entwicklung später
2008 ging der hochdotierte Houskapreis an die Technische Universität Graz. Der Werkstoffforscher Horst Cerjak wurde mit seinem Team für das Projekt zur Entwicklung neuer Chrom-Stähle für den Hochtemperatureinsatz in kalorischen Kraftwerken ausgezeichnet. Neben dem Grazer TU-Institut für Werkstoffkunde, Schweißtechnik und Spanlose Formgebungsverfahren waren namhafte Industriepartner wie die voestalpine Giesserei Linz GmbH, die Böhler Schweißtechnik und die Böhler Edelstahl GmbH sowie die MCE Industrietechnik Linz und die Austrian Research Centers an dem seit dem Jahr 2004 laufenden Projekt beteiligt. Die Partnerunternehmen haben die Forschungsergebnisse schon damals in realen Produkten verwertet, vor allem bei Gehäusen von Dampfturbinen, Turbinenrotoren und Dampfdruckleitungen.
Neue Stähle, weniger Emissionen
„Verbesserte Werkstoffe verringern den Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas oder Öl und leisten daher einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz“, erläutert Horst Cerjak. Um an diese Erfolge anzuknüpfen, wurde das Preisgeld für die Auszeichnung mit dem Houskapreis auch zur weiteren Finanzierung der laufenden einschlägigen Forschungen investiert.
Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte
Ein kürzlich erstellter Bericht der voestalpine Giesserei Linz (siehe unten) zeigt, dass die Forschung in diesem Fachgebiet in den vergangenen zehn Jahren seit Verleihung des Houskapreises weiter erfolgreich umgesetzt und vorangetrieben werden konnte: voestalpine ist mittlerweile ein führender Anbieter für hochqualifizierten Turbinenguss für thermische Kraftwerke. Parallel dazu wurden von einem weiteren österreichischen Kooperationspartner voestalpine Böhler Welding Austria entsprechend neue Schweißzusatzwerkstoffe für diese innovativen Legierungen entwickelt, die sich sehr erfolgreich am Weltmarkt bewähren.
„Erfolgreich hat sich auch die auf unseren damaligen Forschungsarbeiten aufbauende Forschungsinitiative MarBN entwickelt. Diese wird durch unseren früheren Mitarbeiter Peter Mayr, jetzt Professor an der TU Chemnitz, betreut“, erzählt Cerjak über den gelungenen Forschungsverlauf. Der sogenannte MARBN-Stahl (MARtensic steel strengthened with Boron and Nitrogen) vereint einerseits die Mischkristallverfestigung durch Bor und andererseits die Teilchenhärtung durch fein ausgeschiedene Nitride. Zwei weitere Mitarbeiter an diesem Projekt haben sich mit einschlägigen Forschungsarbeiten außerdem habilitiert und sind in der Zwischenzeit erfolgreiche Universitätsprofessoren: Ernst Kozeschnik an der TU Wien und Bernhard Sonderegger an der TU Graz.
Nachfolger forscht weiter
Am ehemaligen Institut Cerjaks, dem IMAT TU Graz, wird diese Thematik weiter untersucht. So werden z. B. die Langzeiteigenschaften dieser Werkstoffe im sogenannten Zeitstandlabor geprüft. Die längste bisher durchgeführte Prüfdauer beträgt etwa 100.000 Stunden, d. h. über 10 Jahre. Die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen sind entscheidend, um die Werkstoffe in der praktischen Anwendung im Kraftwerk zu beurteilen und die erfolgreichen Arbeiten fortzusetzen.
18.02.2019