Club-News

Erfahrungsaustausch aus erster Hand

Die B&C Privatstiftung lud am 23. Jänner 2019 zum 1. Treffen des Clubs der Houskapreisträger ins Palais Ephrussi. Neben zahlreichen Houskapreis-Gewinnern, den Juroren und den Fachbeiräten des Houskapreises sowie dem B&C-Management waren u. a. auch Günther Netzer (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Mariana Karepova (Österreichisches Patentamt), Markus Wanko und Alex Schwartz (IST CUBE – Institute of Science and Technology Austria) und Stefan Poledna (Gründer u. Vorstand TTTech AG) Teilnehmer der Veranstaltung.

Eine Führung mit exklusivem Charakter durch die beeindruckende Bel Etage des Palais bildete den Auftakt der Veranstaltung ¬– Veronika Rudorfer, Kuratorin am Bank Austria Kunstforum, tauchte mit den Anwesenden in die Historie des Palais Ephrussi ein. Im Anschluss bat B&C Generalsekretärin Mariella Schurz als Gastgeberin in die Aula des Palais und beleuchtete in einer anregenden Gesprächsrunde unterschiedliche Facetten der Vernetzung und Interaktion von Wissenschaft und Wirtschaft.

Anreize für Forschung und Entwicklung ausbauen

Österreich hat sich als aufstrebendes Wissenschaftsland etabliert, referenzierte Schurz gleich zu Beginn einen Beitrag der Fachzeitschrift Nature. Das Land veranschlagt 3,05 Prozent des BIP für Forschungs- und Entwicklungskosten, während China im Vergleich nur 2,06 Prozent aufwendet. Günther Netzer, Generalsekretär im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, verwies in diesem Zusammenhang auch auf die massiven Anstrengungen des Landes, um entsprechende Rahmenbedingungen zu ermöglichen und Incentives zu setzen: „Das Institute of Science and Technology Austria ist von besonderer Bedeutung, wenn es um die herausragenden Leistungen der österreichischen Forscherelite geht. Wir müssen hinsichtlich Internationalisierung am Ball bleiben.“

Klares Profil für Investoren

Wenn es um Innovation im Spannungsfeld von Wissenschaft und Wirtschaft geht, kommt schnell das Schlagwort Venture Capital auf, um diese zu entwickeln und möglich zu machen. Thomas Zimpfer, Geschäftsführer der B&C Innovation Investment, betonte die Bedeutung eines klaren Profils für Investoren: „Wir fördern industrierelevante Technologie, wir wollen Unternehmen beim Wachstum begleiten anstatt eine rasche Exit-Strategie anzustreben. Eine beeindruckende Technologiestory im Automobilsektor ist jene der TTTech AG, einer unserer Beteiligungen, deren Umsatz bereits im dreistelligen Millionenbereich liegt.“

Universitäre Ausgründung österreichweit ermöglichen

Institutionelle Eigenkapitalinvestoren, die das Seed- und Frühphasensegment ansprechen, sind in Österreich jedoch immer noch selten. „Die Schnittstelle der universitären Ausgründung funktioniert unterschiedlich gut, es gibt keinen guten institutionellen Venture Capital Markt in Österreich“, gaben Markus Wanko und Alex Schwartz, IST CUBE, zu bedenken. Mit der Gründung von IST CUBE, einer neuen Investitionsplattform zur Unterstützung der Gründung und Entwicklung von Tech-Start-ups, zielt das Institute of Science and Technology Austria darauf ab, diese Lücke zu schließen und universitäre Ausgründung erfolgreich zu finanzieren. Das ist von entscheidender Bedeutung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Österreichs.

Patente schützen vor bösen Überraschungen

Spin-offs geraten oft unter Druck, wenn sie ihre Innovationsleistung öffentlich vorstellen. Mariana Karepova, Präsidentin des Österreichischen Patentamts, riet daher möglichst früh zur Kontaktaufnahme mit Patentexperten, um wesentliche Inhalte bereits vor der Veröffentlichung schützen zu lassen. Das erhöht den Spielraum enorm. „Wir bieten auch eine provisorische Patentanmeldung an, wenn es z. B. vor einem bevorstehenden Pitch schnell gehen muss. Außerdem stehen wir mit dem Förderprogramm Patent Checkin Kooperation mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)“, informierte Karepova. Betrachtet man die Situation international, werden viele Patente nicht in Österreich angemeldet, wenn der Markt nicht gegeben ist. Auch hier unterstützt das Österreichische Patentamt, der Schutz von geistigem Eigentum gestaltet sich je nach Markt nämlich unterschiedlich. So verzeichnet Österreich am US-amerikanischen Markt hohe Wachstumsraten, ähnlich auch in China.

Basteln statt Patentanmeldung

Einen alternativen Ansatz brachte Erich Gnaiger, Houskapreisträger des Jahres 2012 der Medizinischen Universität Innsbruck, in die Diskussion ein: „Die Kosten und Ressourcen, die für die Patentbeschaffung notwendig sind, sollten in Forschung und Entwicklung gesteckt werden. Ohne Patent bastelt man vielleicht mehr“, so Gnaiger. Alexander Moser, Beteiligungsmanager der B&C Industrieholding, macht diese Entscheidung abhängig von der jeweiligen Situation, in der man sich mit seinem Unternehmen befindet. Letztlich sei es auch eine Frage der Effizienz, ob man Patente in unterschiedlichen Märkten anmeldet. Wesentlich wäre es natürlich, die Kerntechnologie zu schützen. Ein Patent sollte tatsächlich immer als ein Schutz und eine Verhandlungsmasse betrachtet werden.

Fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie

Dieser Austausch ist eine wesentliche Schnittstelle und ein bedeutender Standortfaktor. Industrielle Herausforderungen werden in die Forschung getragen, aber auch umgekehrt kann die Forschung auf die Industrie zukommen. „Oft muss die Marktfähigkeit eines Produktes mit einem Prototypen ausgetestet werden“, so Stefan Poledna, Geschäftsführer der TTTech AG, „der universitäre Bereich stellt dazu das ideale Umfeld dar.“ Der TU Wien käme hier eine Vorreiterrolle zu. Gemeinsam mit der B&C-Gruppe finanziert das Wiener Technologieunternehmen TTTech auch eine Professur für „Autonome Systeme“ an der TU Wien. Andreas Kugi, Institutsvorstand für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der TU Wien, erzählte aus seiner Praxis: „Basierend auf unseren Ergebnissen aus der Grundlagenforschung suchen wir die Zusammenarbeit mit Unternehmen und diskutieren, was daraus für Produkte entstehen könnten. Wir kooperieren derzeit mit etwa 40 Unternehmen.“

Abschließend formulierte Günther Netzer, dass es Freiraum braucht, um Dinge zu entwickeln und dass auch Schüler für Forschung begeistert werden müssen.

Unsere Fotografin Christine Anzengruber-Fink hat die Veranstaltung festgehalten.