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Schwimmende Alternative zu Dieselgeneratoren

(C) SolarSea
(C) SolarSea
Das Unternehmen Swimsol gewann 2018 den Houskapreis in der Kategorie „Forschung und Entwicklung in KMU“. Mit SolarSea entwickelten Martin Putschek und sein Team das erste meerestaugliche, schwimmende Solarsystem. Ein Gespräch über Finanzierungshürden und die Entwicklungsarbeit.

Martin Putschek konzipierte die Idee für das Innovationsprodukt SolarSea gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang auf einer Urlaubsreise. Mit seinen 22 Jahren Erfahrung in einer deutschen Solarfirma erkannte Martin Putschek die Marktnische und die idealen Bedingungen auf den Malediven und in anderen tropischen Inselregionen, um mit diesem Produkt erfolgreich zu sein. Wolfgang Putschek verfügt als ehemaliges Vorstandsmitglied der Raiffeisen Investment AG über langjährige Expertise in der Finanzierung und ergänzt das Know-how seines Bruders damit ideal.

Drei Faktoren waren für den Erfolg ausschlaggebend:

  • Sonne gibt es auf den Malediven und in anderen tropischen Inselregionen bekanntlich reichlich. Trotzdem wird Strom fast ausschließlich mit Dieselgeneratoren produziert – dies ist teuer und umweltbelastend. Zudem macht es diese Regionen überproportional abhängig von internationalen Energiemärkten.
  • Platz für Solaranlagen an Land gibt es in den Urlaubsparadiesen außerdem kaum. Auf den Malediven sieht das Verhältnis so aus: Ein Prozent Land steht 99 Prozent Wasser gegenüber. Als Expansionsfläche kam demnach nur das Meer in Frage.
  • Die auf den Malediven ansässigen Urlaubsresorts sind als private Kundenschicht mit einem hohen Strombedarf attraktive potenzielle Abnehmer. Während der Entwicklungszeit von SolarSea gab es noch keinen nennenswerten politischen Druck zu mehr Nachhaltigkeit. Heute sieht das anders aus: Nicht zuletzt getrieben von der Weltbank gibt es langsam eine energiepolitische Kehrtwende, von der erneuerbare Ressourcen und Projekte profitieren.

Lohnende Entwicklungsarbeit

„Solarenergie ist vor allem in Europa eine Subventionskarawane. Man muss Solarenergie dorthin bringen, wo sie sich rechnet“, sagt Martin Putschek im Hinblick auf die 2012 erfolgte Gründung des Unternehmens Swimsol. Zwei Jahre später installierte das Team die ersten Testanlagen auf den Malediven. Die Entwicklungsarbeit war herausfordernd: Zum einen musste die Materialbeständigkeit gegeben sein – Salzwasser, Wind und Wellen sind für die Konstruktion ein besonderer Härtetest. Ein Modell der ersten Testphase, welches in Zentraleuropa etwa 40 Jahre halten würde, hatte bereits nach acht Monaten auf den Malediven aufgrund der Gegebenheiten ausgedient. Sogenannte Heavy-Duty Solarpanels einer niederösterreichischen Firma waren letztlich der Weg zum Erfolg.

Am Institut für Fertigungstechnik der TU Wien entwickelte ein Team außerdem eine patentierte Methode, um die salzwasserbeständigen Profile zu einer trapezförmigen Gerüstkonstruktion zu verbinden, die der Kraft der Wellen standhält. Leichte Montage und langfristige Kosteneinsparungen gegenüber der Dieselstromproduktion waren weitere Anforderungen. 2014 gingen die Testanlagen in Betrieb, bereits 2016 verkaufte Swimsol die ersten Anlagen.

Diese Solarplattform kann heute Wellen von bis zu zwei Metern und Wind von bis zu 120 km/h standhalten. In Lagunen installiert werden diese per Unterwasserkabel mit dem vorhandenen Diesel-Stromnetz der Insel verbunden. Mit der entsprechenden Anzahl an Plattformen und einem Batteriesystem kann das System die Dieselgeneratoren untertags ersetzen. Nicht nur auf den Malediven, sondern auch in Malaysia trägt das Projekt Früchte. Auch auf den Seychellen, Bora Bora und auf Indonesien sind weitere Installationen geplant.

Anschlussfinanzierung geglückt

Vor allem die Anschlussfinanzierung nach der Start-up-Phase gestaltete sich schwierig und auch die Technologieförderungen waren nicht ausreichend. Insgesamt mussten die Unternehmer 5.7 Millionen Euro in die Hand nehmen, davon stammen 2.7 Millionen Euro aus Förderungen. Mit einem geschickten Finanzierungsmix aus Eigenkapital, geförderten Krediten und einem der erfolgreichsten Crowdfunding-Kampagnen Österreichs gelang es, das Projekt zu finanzieren. Im Juni 2019 konnte Swimsol zudem einen großen Investor an Bord holen: Die zweitgrößte japanische Investmentgesellschaft Daiwa Securities hat in Form einer Kapitalerhöhung 20% der Anteile an der Swimsol GmbH erworben. Damit hat Swimsol einen starken Partner in Asien, durch welchen der Zugang zu neuen Märkten erleichtert wird und welcher zukünftig auch für die Finanzierung von Solarprojekten zur Verfügung steht.