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Jens Christian Schwindt: Das bewirkte der Houskapreis 2017

Jens Christian Schwindt, (c) SIMCharactersJens Christian Schwindt, Houskapreis-Gewinner 2017, ist Frühgeborenen-Intensivmediziner und Geschäftsführer der SIMCharacters GmbH, die 2012 in Wien gegründet wurde. Das SIMCharacters-Team entwickelt lebensechte Patientensimulatoren für das Training von Notfällen in der Kindermedizin. Dafür gewann Schwindt gemeinsam mit seinen Kollegen den Houskapreis in der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“. Im Gespräch berichtet er von den Herausforderungen bei der Entwicklung und wie wichtig das erzielte Preisgeld dabei war:

Die Versorgung eines lebensbedrohten Frühgeborenen stellt auch für erfahrene medizinische Teams immer wieder eine Herausforderung dar. Daher hat SIMCharacters den Frühgeborenensimulator „Paul“ entwickelt.

Paul entspricht einem Frühgeborenen der 27. Schwangerschaftswoche und ermöglicht es medizinischen Teams, die Versorgung dieser zerbrechlichen Wesen unter hochrealistischen Bedingungen zu trainieren. 2017 hatten wir die Entwicklung des Simulators gerade abgeschlossen und die ersten Pauls waren an Universitäten und Simulationszentren verkauft. Mittlerweile konnten etwa 50 Pauls weltweit an bedeutende Universitäten und Simulationszentren (z. B. Johns Hopkins University und Children‘s Hospital of Philadelphia) verschickt werden. SIMCharacters liefert Paul heute u. a. in einige europäische Länder (Deutschland, Spanien, UK) sowie nach Russland und Asien.

Der Gewinn des renommierten Houskapreises hat einerseits ein großes mediales Echo gebracht, andererseits war das damit verbundene hochdotierte Preisgeld in der kritischen Phase des weltweiten Produktlaunches überaus hilfreich. Österreichische High-Tech-Anbieter zeigen zwar ein gesundes Wachstum, skalieren aber nicht so extrem wie beispielsweise Unternehmen im App-Markt. Investoren bevorzugen jedoch häufig ein risikoreiches Wachstum, womit für High-Tech-Gründungen, wie SIMCharacters, eine Anschlussfinanzierung oft schwierig ist.

Da in Österreich Banken kaum das Risiko von Start-up-Finanzierungen eingehen können und wollen, bedeutet die private Forschungsförderung, insbesondere in Form von Zuschüssen, eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich.

Wünschenswert wäre eine von mehreren Säulen getragene finanzielle Stützung von jungen High-Tech-Unternehmen, die bereits am Markt tätig sind, oftmals aber keine Finanzierungen für Entwicklung und Internationalisierungsschritte erhalten. Häufig entsteht nämlich die Finanzierungslücke nach der staatlichen Förderperiode.

Für Venture-Capital-Geber sind Unternehmen in dieser Phase oftmals wenig interessant, da sie die Kernentwicklung bereits abgeschlossen haben. Für Private-Equity-Unternehmen sind sie jedoch häufig noch zu klein bzw. zu jung, da sie zwangsläufig noch keinen stabilen Cashflow vorweisen können.

Quelle: B&C Jahrbuch 2018